Ein launiger Morgen auf dem Camino del Norte
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber der Camino del Norte liegt bereits in der Luft – und leider auch die Bohnen vom Vorabend. Die Nacht in der Herberge ist, sagen wir mal… klangvoll. Mein Bauch gibt ein musikalisches Solo, das selbst ein Didgeridoo neidisch machen würde. Doch auch das gehört eben zum Camino del Norte dazu: kulinarische Risiken und wandernde Konsequenzen.
Die Frühstücksfrage wird demokratisch geklärt – zwei Uhrzeiten stehen zur Wahl, 7:00 Uhr oder 7:30 Uhr. Die Mehrheit entscheidet sich für Ausschlafen, und so sitzen alle 17 Pilgerinnen und Pilger pünktlich um halb acht an der langen Tafel. Jeder Platz ist liebevoll gedeckt, dazu ein handgeschriebener Spruch vom Pilger des Vortags.

Eine schöne Geste, die uns daran erinnert, dass wir nicht nur Füße, sondern auch Herz auf diesem Weg brauchen.
Von Bohnen zu Bohème: Der Weg wird zum Gespräch
Während Butter, Marmelade und Kaffee durch viele Hände wandern, kommt man automatisch ins Gespräch. Die Vierergruppe aus Frankreich, mit der wir mittlerweile fast gemeinsam pilgern, ist auch wieder mit dabei – unsere inoffizielle Camino-WG.
Gegen 8:30 Uhr schnüren wir die Wanderstiefel und folgen erneut der gelben Linie. Diesmal entscheiden wir uns für die küstennahe Variante – länger, aber auch landschaftlich ein echter Genuss. Und ganz ehrlich: Wer will schon neben einer Landstraße entlang trotten, wenn das Meer lockt?
Zwischen Pendueles und Cenerio verläuft der Camino del Norte durch sanft geschwungene Hügel, über schmale Wiesenpfade und vorbei an zerzausten Kühen, die uns anstarren, als wären wir die ersten Menschen mit Trekkingstöcken, die sie je gesehen haben.
Begegnungen, Fontänen und ein fehlender Showeffekt
Unterwegs treffen wir Karsten aus dem Saarland, Evelyn aus Holland und Neomi aus Ungarn. Drei sympathische junge Menschen, mit denen man einfach ins Gespräch kommt. Der Camino del Norte bringt uns nicht nur neue Gespräche, sondern auch neue Camino-Freundschaften.
Ein echtes Highlight sind die berühmten Meer-Fontänen – bei starkem Wellengang schießen hier Gischtfontänen meterhoch aus dem Fels. Heute jedoch: Flaute. Kein Wind, keine Fontäne, nur das leise Gurgeln der Enttäuschung. Macht nichts – Carsten knipst trotzdem ein Selfie von uns, das wir später über Neomi geschickt bekommen. Ein digitales Souvenir mit großem Erinnerungswert. Buen Camino, ihr Drei!
Irrwege, Hitze und die Rückkehr der Franzosen
Nach einer kleinen Rast in Andris (Kaffee, Croissant, ein bisschen Fußpflege), setzen wir unseren Weg fort – kurzzeitig in die falsche Richtung. Aber bevor wir großartig ins Schwitzen kommen, hält ein freundlicher Mopedfahrer an und winkt energisch. Ein kurzer Schwatz, eine Handbewegung, und schon sind wir wieder auf dem richtigen Pfad.
Der Weg nach Llanes zieht sich in der windstillen Hitze wie ein zäher Kaugummi. Dafür werden wir mit herrlichen Ausblicken auf den Atlantik, einsame Strände und sonnenbeschienene Klippen belohnt. Wir gönnen uns eine ausgiebige Pause in einer Bar – und siehe da, am Nachbartisch sitzen wieder unsere vier Franzosen! Inzwischen schon sowas wie unsere Schatten auf dem Camino del Norte.
Pizza, Frieden und ein Hauch von Meer
Am späten Nachmittag erreichen wir Celorio, wo wir ein maritimes Hotel buchen. Maritime Deko, Meeresrauschen in Hörweite – fast wie Urlaub, wären da nicht die müden Beine. Am Abend schiebt der freundliche Gastgeber eine frisch belegte Pizza in den Ofen. Der Duft allein vertreibt jede Resterschöpfung.
Mit vollem Bauch, müden Gliedern und einem leisen Lächeln beenden wir diesen Tag auf dem Camino del Norte. Die Erinnerungen stapeln sich fast so schnell wie die Kilometer – und wir sind gespannt, was morgen bringt.














































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