Camino del Norte: Pilgergeschichten, Sturmabenteuer und ein Hauch von Atlantik
Auf dem Camino del Norte wird wirklich nie ein Abend langweilig. Schon gestern sitzen wir an einem langen Tisch für acht Personen und erleben eine bunte Mischung aus Pilgergeschichten. Mit dabei: eine junge Österreicherin, ein Franzose mit beeindruckendem Englisch und ein Vierertisch voller gut gelaunter Deutscher – einer davon sogar aus Heidelberg. Natürlich dreht sich alles, wie könnte es anders sein, um die typischen Gesprächsthemen auf dem Camino del Norte: Woher kommst du? Wohin willst du? Welche Caminos hast du schon gemeistert?
Kaum haben wir unsere Geschichten ausgetauscht, schon serviert man uns ein Dreigängemenü, das sich sehen lassen kann: Gemüsesuppe als Vorspeise, Hähnchen mit Reis als Hauptgang und ein Dessert. Dazu Wasser, Wein und jede Menge Geschichten. Mit vollen Bäuchen und beschwingter Stimmung verziehen wir uns anschließend in unsere kleinen Kojen. Die Nacht? Himmlisch ruhig! Wir schlafen wie Steine und fühlen uns am Morgen wie neu geboren.
Der erste Tag: Aufstieg, Pausen und vergnügliche Begegnungen
Heute starten wir voller Energie und mit strahlender Laune in den neuen Tag, der uns gleich zu Beginn zeigt, dass es Zeit ist, Poncho und Gamaschen anzulegen. Zugleich weht ein stürmischer Wind, weshalb wir die Regensachen in die Hand nehmen, da der Himmel uns sowohl Wind als auch Regen in einem fröhlichen Duett serviert. Außerdem erklimmen wir den ersten Hügel, während wir immer wieder bewundernd auf den atemberaubenden Blick über Santillana del Mar blicken – und dabei gleichzeitig mit einem lachenden und weinenden Auge Abschied nehmen. Des Weiteren gleicht unser Weg heute einem ständigen Auf und Ab, welches an einen Sägeblatt erinnert.
Zwischendurch blitzt der Atlantik immer wieder hervor, und so gönnen wir uns in Cóbreces eine erholsame erste Pause. Anschließend setzen wir unsere Wanderung fort und erreichen sogar direkt den malerischen Strand Playa de Luaña. Danach steigen wir erneut hinauf und genießen dabei den herrlichen Blick über den Playa.
Natur pur: Kalbgeburt und Dorfleben
Unterwegs erleben wir eine Szene, die uns wohl ewig in Erinnerung bleiben wird: Ein frisch geborenes Kälbchen liegt am Wegesrand, noch ganz frisch und feucht und noch nicht einmal auf den Beinen. Zwar verpassen wir die eigentliche Geburt knapp, aber es ist trotzdem ein magischer Moment. Naja, zumindest bis ein frecher Rabe auftaucht und sich ein wenig Nachgeburt schnappt (siehe Fotos) – Natur eben, in ihrer ganzen ungeschminkten Ehrlichkeit.
Darüber hinaus genießen wir in der lebhaften Dorfbar Barrio de la Iglesia unsere zweite Pause, wo Spanier jeden Alters mit lauten Gesprächen und anfangs tosenden Stierkampfübertragungen im Fernsehen die Stimmung bereichern.
Endspurt zur Herberge und ein kleiner Umweg
Nach stolzen 24 Kilometern und etwa 500 Höhenmetern erreichen wir endlich unsere Herberge. Hier schlafen wir in einem 10-Bett-Zimmer, aber durch clevere Abschottungen und Vorhänge fühlt es sich fast ein bisschen privat an – Luxus auf Pilgerart!
Und wie es der Zufall will, treffen wir alte Bekannte wieder: den charmanten Franzosen vom Abendessen und eine Gruppe weiterer Franzosen, die ebenfalls gestern in der gleichen Unterkunft geschlafen haben. Der Camino del Norte zeigt wieder einmal, wie klein die Pilgerwelt doch ist.
Doch der Tag ist noch nicht ganz vorbei. Nach dem Abendessen müssen wir nochmals einen Kilometer und 50 Höhenmater bergab ins Dorf laufen – und danach natürlich wieder hoch zur Herberge. So kommen wir am Ende des Tages auf etwa 26 Kilometer. Aber das reicht nun wirklich – unsere Füße sind sich da absolut einig!




















































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