Ein Luxushotel – fast wie ein Filmset, nur ohne Wasser im Pool
Der Camino del Norte überrascht uns gestern mal wieder in seiner ganzen Vielfalt. Nach einem langen Wandertag landen wir in einer gigantischen Hotel- und Apartmentanlage. Für schlanke 45 Euro bekommen wir gleich eine komplette Ferienwohnung – mehrere geräumige Zimmer inklusive. Der Blick? Atemberaubend… wenn man stehendes Poolwasser in Winterstarre romantisch findet. Zwei leere Schwimmbecken liegen da wie vergessene riesige Badewannen im Nebel.
Wir reißen heute Morgen die Fenster auf, und tatsächlich: Die Sonne kämpft sich durch den dichten Nebelschleier. Irgendwie surreal. Wir sollen uns telefonisch melden, wenn wir das Zimmer verlassen – das sagt zumindest ein Hinweiszettel den wir bei unsere Ankunft bekommen haben. Beim ersten Anruf nimmt keiner ab, beim zweiten hebt eine Lady im letzten Moment ab, murmelt ein kurzes „Okay“ – und legt kommentarlos auf. Kommunikation: nordspanisch-effizient!
Frühstück, Nebel und ein Tante-Emma-Paradies
Wir ziehen los – ein Stück entlang der Autobahn, dann endlich weg vom Lärm, hinein in eine nebelverhangene, fast magische Landschaft. Die Sonne spielt Verstecken, und unser Magen knurrt. Doch das nächste Frühstück lässt auf sich warten. Erst nach 45 Minuten entdecken wir eine Bar. Oder sagen wir besser: einen multifunktionalen Kiosk mit Herz.
Drinnen gibt’s alles – von Lottoscheinen über Tabak- und Haushaltswaren bis hin zu frischem Orangensaft. Für 14 Euro gibt’s ein Frühstück für zwei: zwei frisch gepresste O-Säfte, zwei Toasts mit Marmelade und natürlich zwei Café con Leche. Der Fernseher brüllt, fünf Leute reden durcheinander, und wir lieben es. Das ist Spanien auf dem Camino del Norte – schrullig, laut und voller Leben.
Streit um den Weg – Straße oder Stille?
Ab Kilometer zwölf wird’s industriell. Wir überqueren Bahnschienen und marschieren an einem riesigen, dampfenden Firmengelände vorbei. Und dann steht die Entscheidung an: 4 Kilometer flach entlang der Straße oder 7 Kilometer über die Hügel.
Sabine ist Team Straße. Ich bin Team Natur. Die Diskussion ist kurz, aber intensiv. Schließlich lenkt Sabine knurrend ein – und siehe da: Die Anstrengung wird mit grandiosen Ausblicken belohnt. Wir nähern uns Santillana del Mar, einem wahren Juwel auf dem Camino del Norte.
Santillana del Mar – mittelalterlicher Charme und ein Hauch von Märchen
Santillana del Mar ist ein mittelalterliches Schmuckstück – eine Stadt wie aus einem Bilderbuch. Kopfsteinpflaster, blumengeschmückte Balkone und historische Gebäude wohin man schaut. Kein Wunder, dass es hier Hotels und Herbergen in Hülle und Fülle gibt.
Wir entscheiden uns für die Albergue El Convento, die in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist. Ein freundlicher Herr nimmt uns persönlich in Empfang und führt uns durch das historische Gemäuer. Wir sehen den Garten, die Waschräume, die Duschen, einen gemütlichen Aufenthaltsraum – und landen schließlich in unsere kleine Keminate mit Stockbett. Ein kleines Zimmer nur für uns. Einst für einen Mönch, jetzt nur für uns beide. Mittelalter-Feeling!
Ein himmlischer Abschluss auf dem Camino del Norte
Für 58 Euro bekommen wir hier alles, was das müde Pilgerherz begehrt: 15 Euro fürs Bett, 10 Euro für ein leckeres Abendessen und 4 Euro fürs Frühstück – pro Person, versteht sich.
Nach 22 Kilometern ist dieses Kloster unsere Oase. Wir fühlen uns pudelwohl, gönnen uns eine heiße Dusche, lassen den Tag Revue passieren und freuen uns, dass der Camino del Norte immer wieder für Überraschungen gut ist. Heute war’s ein leerer Pool, ein Tante-Emma-Frühstück und ein mittelalterlicher Märchentraum.
Und morgen? Da wartet sicher schon das nächste Abenteuer.





















































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