Frühstart auf dem Camino del Norte: Rascheln, Schnarchen und andere Abenteuer
Der Camino del Norte ist nichts für Langschläfer. Schon um 6:00 Uhr morgens beginnt in der Herberge das große Rascheln. Schlafsäcke rascheln, Rucksäcke knistern, und irgendwo knackt ein Knie – Pilgerromantik pur! Aber kein Problem: Wir sind ausgeschlafen und bereit für den Tag. Heute wird ein weiterer erlebnisreicher Abschnitt auf dem Camino del Norte in Angriff genommen.
Ich habe übrigens mit Sabine das Bett getauscht. Nein, nicht aus Langeweile – sondern aus strategischen Gründen. Sie war nämlich dem lautesten Schnarcher diesseits des Atlantiks ausgesetzt. Die Holztrennwand vibrierte regelrecht im Takt seiner nächtlichen Solo-Performance. Zum Glück hatte ich meine Noise-Canceling-Kopfhörer parat. Ein echter Gamechanger!
Treppenstufen zum Frühstück und Atlantikpanorama gratis dazu
Um kurz vor sieben wird das Licht eingeschaltet. Zähneputzen, Katzenwäsche, Wanderschuhe schnüren – und los geht’s. Na ja, fast. Erstmal ein Abstecher in die nächste Bar. Ohne Café con Leche und Croissant läuft hier nämlich gar nichts.
Gestärkt geht’s dann direkt senkrecht nach oben – gefühlt 300 Treppenstufen, die nicht enden wollen. Aber der Ausblick entschädigt für alles. Hoch über der Küste wandern wir entlang eines spektakulären Pfades, der uns regelmäßig mit Panoramablicken auf den Atlantik verwöhnt.
Heute entscheiden wir uns für die kürzere Route entlang der Straße. Sie ist kaum befahren, bietet dennoch fantastische Ausblicke und schont unsere müden Beine. Gestern waren es immerhin 25 Kilometer – die merkt man heute noch. Die längere Variante über die Berge hätte satte 7 Kilometer mehr bedeutet. Da war unser Plan goldrichtig!
Neue Bekanntschaften auf dem Weg und ein kleiner Umweg
Unterwegs treffen wir Nils aus Hamburg – ein netter Typ mit ähnlich müden Beinen. Gemeinsam mit Barbara aus Kaiserslautern genießen wir einen Kaffee in einer kleinen Bar. Danach trennen sich unsere Wege wieder, denn Sabine und ich entscheiden uns für den spektakulären Küstenweg. Die anderen bleiben lieber auf der Straße.
Und dann passiert’s: Wir verpassen unseren gelben Pfeil! Eine freundliche Spanierin eilt uns zur Hilfe und weist uns lächelnd den rechten Weg. Pilgern verbindet eben – auch ohne viele Worte.
Semana Santa und ein Logenplatz mitten in der Prozession
Langsam nähern wir uns Castro Urdiales. Es ist Semana Santa – die Karwoche vor Ostern – und die Stadt bereitet sich auf eine der eindrucksvollsten Prozessionen Spaniens vor. Schon aus drei Kilometern Entfernung hört man das dumpfe Trommeln. Die Spannung steigt.
Ein letzter Hügel, dann ein steiler Abstieg. Schließlich führt der Weg zwei Kilometer die wunderschöne Promenade entlang. Und dann stehen wir mittendrin: Menschenmengen säumen die Straßen, alle warten gespannt auf die Prozession. Und wir? Wir ergattern rein zufällig ein Logenplatz in einer kleinen Pension mit Balkonblick auf das Geschehen. Für 45 Euro! Das sind die besonders magischen Momente eines Camino. Ist es vorbestimmt? Schicksal oder Zufall? Wir haben es weder gewusst, noch geplant , aber wir sind genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Die Prozession von Castro Urdiales: Gänsehaut garantiert
Und dann kommt das absolute Highlight: Am Karfreitag finden in der Altstadt von Castro Urdiales die berühmten Passionsspiele statt. Und ja – wir sind zufällig live dabei! Keine Bühne, keine Leinwand – hier wird die Passion Christi von Laiendarstellern mitten in den Straßen der historischen Altstadt gespielt. Gänsehaut pur!
Die Darsteller schlüpfen mit beeindruckender Hingabe in ihre Rollen, das Publikum folgt dem Geschehen von Szene zu Szene, während sich das Drama direkt vor unseren Augen entfaltet. Das ganze Städtchen wird zur lebendigen Bühne – und wir stehen mittendrin. Für einen Moment fühlt es sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Es lohnt sich, das Video bis zum Ende anzuschauen. Da geht es richtig zur Sache.
Von unserem Balkon aus haben wir den perfekten Blick: Der Hafen glitzert im Licht der Sonne, die Menge bewegt sich wie ein stiller Fluss durch die Gassen, und wir mittendrin – oder besser gesagt: drüber. Mit einem kühlen Getränk in der Hand und diesem besonderen Gefühl, dass der Camino del Norte nicht nur ein Weg ist, sondern ein echtes Abenteuer.
Wer auf dem Camino del Norte zur Osterzeit unterwegs ist, sollte sich dieses Erlebnis auf keinen Fall entgehen lassen. Es ist einer dieser magischen Momente auf dem Jakobsweg, die man niemals vergisst.




































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