Camino del Norte: Ein Waschtag deluxe und ein kulturelles Abenteuer in Bilbao
Heute ist endlich mal so ein Tag, an dem auf dem Camino del Norte nicht nur gelaufen, sondern richtig regeneriert wird – zumindest theoretisch. Denn heute ist: großer Ruhetag, großer Waschtag und der perfekte Zeitpunkt für einen ausgedehnten Museumsbesuch in Bilbao. Was für eine gelungene Kombination, oder?
Während der kleine Waschtag – nennen wir ihn liebevoll den „Mini-Waschgang“ – ohnehin zum täglichen Ritual gehört, gibt es heute die Deluxe-Version. Warum? Ganz einfach: Weil Wechselkleidung im Rucksack eines Pilgernden auf dem Camino del Norte einfach purer Luxus ist. Und da wir ja nicht mit einem Lastwagen unterwegs sind, muss improvisiert werden.
Der große Waschtag: Duschkabine wird zur Waschmaschine
Jetzt kommt die hohe Kunst der Outdoor-Wäscherei: Man nehme sich selbst – voll bekleidet – und steige unter die Dusche. Dann wird sich von oben bis unten ordentlich eingeseift, inklusive Kleidung, natürlich. Danach folgt das große Entkleiden. Jetzt beginnt Phase zwei: Trampeln, wringen, wenden – mit den Füßen, versteht sich. Das Ganze hat fast was von einer mittelalterlichen Traubenpresse, nur eben mit Socken statt Wein.
Sobald die letzte Seifenblase geplatzt ist, kommt die Trocknungstechnik zum Einsatz. Dafür wird ein stabiler Punkt gesucht, zum Beispiel eine Duschstange, ein Haken oder im Notfall der eigene große Zeh. Dann wird jedes Kleidungsstück akribisch mit beiden Händen ausgewrungen, bis der letzte Tropfen freiwillig kapituliert. Ziel ist es schließlich, dass am nächsten Morgen nicht ein klammes Shirt den Tag ruiniert.
Frühstück im Taubenschlag – Willkommen in Bilbao!
Frisch geduscht – und halbwegs trocken – geht’s raus aus dem Hotel zur nächstgelegenen Bäckerei. Die liegt praktischerweise direkt neben dem berühmten Museum von Bilbao. Und was soll man sagen: Die Stimmung in den spanischen Bäckereien ist ein Erlebnis für sich. Es wuselt, es flattert, es lebt – wie im Taubenschlag. Aber stets begleitet von einem charmanten „¡Buenos días!“ der Angestellten, die sich selbst vom größten Trubel nicht aus der Ruhe bringen lassen. Gelassenheit scheint hier zum guten Ton zu gehören – und vielleicht auch zur Jobbeschreibung.
Was auffällt: Die Spanier lassen sich weder von Politik noch von Weltgeschehen die Lebensfreude verderben. Während wir mit halbvollem Magen noch die letzten Brötchenkrümel abklopfen, sind wir schon bereit für das kulturelle Highlight des Tages.
Kunst, Architektur und offene Münder: Das Guggenheim-Museum
Das Guggenheim-Museum von Bilbao – oder wie wir es nach dem Besuch nennen: „Der Ort, an dem selbst Fußmüde vergessen, dass sie Füße haben.“ Vier Stunden lang bestaunen wir moderne Kunst, skurrile Installationen und beeindruckende Werke, die unser Hirn gleichzeitig fordern und verwöhnen. Und dann wäre da noch das Gebäude selbst! Eine architektonische Wucht aus Titan, Glas und Formen, die sich jeder Beschreibung entziehen.
Ein kurzer Exkurs zur Entstehung: Das Museum wurde 1997 eröffnet und markierte den Wendepunkt in der Geschichte von Bilbao. Früher als graue Industriestadt verschrien, wurde mit dem Guggenheim ein kulturelles Leuchtturmprojekt geboren, das Touristen aus aller Welt anzieht – auch uns, Pilger auf dem Camino del Norte.
Pause mit Curry und Glücksgefühl
Nach so viel Kunstgenuss brauchen selbst Kulturhungrige mal eine Pause. Um 15:30 Uhr beginnt unsere Siesta. Füße hoch, Augen zu, Welt aus. Punkt 19:00 Uhr weckt uns der Duft vom Inder nebenan – ja, kulinarisch kann der Camino del Norte auch ganz anders. Statt Tortilla gibt’s heute Curry, statt Brot eine würzige Naan-Offensive. Und es schmeckt fantastisch!
Unser Hotel liegt übrigens strategisch genial – nur 100 Meter vom Museum entfernt. Für gerade einmal 70 Euro bekommen wir ein gemütliches Doppelzimmer, ein supernettes Personal und eine Rezeption, die so unkompliziert funktioniert, dass man fast weinen möchte vor Glück.
Fazit: Ein nicht ganz so ruhiger Ruhetag
Obwohl wir den Tag als „Ruhetag“ betitelt hatten, war es mal wieder ein volles Programm. Aber hey, auslassen? Auf dem Camino del Norte? Kommt nicht in Frage. Und Bilbao? Hat unser Herz im Sturm erobert. Was früher in unseren Köpfen als schmutzige Industriestadt gespeichert war, hat sich heute als charmante, kreative und überraschend lebensfrohe Stadt gezeigt.
Was bleibt? Die Gewissheit, dass ein Ruhetag auf dem Jakobsweg eben nie ganz ruhig ist – aber immer voller Leben.






































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Eine Antwort
Liebe Sabine, lieber Rene,
vieeeelen Dank für die vielen tollen Eindrücke! Euch weiterhin alles Liebe auf eurem Weg und v.a. dies: dass ihr gesund bleibt und die Tage genießen könnt in ihrer ganzen großen Unterschiedlichkeit. Sind ganz bestimmt unwiederbringliche Erfahrungen, die fest im Schatzkästchen-Archiv abgespeichert werden….
GLG Margott